Es gibt keine Frage, die es nicht wert ist, gestellt zu werden!
Die TCVM im Dialog! Hier findest du eine Sammlung von Schülerfragen aus deren Ausbildungszeit. Vielleicht würdest du die ein oder andere Frage ebenfalls stellen? Vielleicht bringt die eine oder andere Antwort auch deinen Groschen zum fallen?
Schülerfrage zu exogene Noxen und die sechs Übel:
Würde unter exogene Noxe auch Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Pilze, Würmer ect.) fallen oder ist das nur eine westliche Denkweise die in der TCM keine Rolle spielt?
Was ist der unterschied zwischen Hitze und Sommerhitze?
Wir haben geantwortet:
Vorweg gesagt, kommen die benannten westlichen Krankheitserreger in der TCM nicht vor, sondern es werden die Symptome, die diese "westlichen" Krankheitserreger hervorrufen, beurteilt und in die TCM-Krankheitsmuster eingeordnet. Die westliche Denkweise nicht zu beachten und sich auf die TCM einzulassen fällt natürlich anfangs schon recht schwer. Deshalb zum besseren Verständnis, folgende "Einordnung", die evtl. für den Gedankensprung hilfreich ist:
Viren/Bakterien = Wind, in Kombi mit Hitze oder Kälte (je nach Symptom)
Pilze = Feuchtigkeit, evtl. in Kombi mit Hitze oder Kälte (je nach Erscheinungsbild der Hautveränderung)
Würmer = werden direkt mit dem Nahrungs-Qi aufgenommen, was dadurch im ersten Stadium eine Schädigung von Milz/Pankreas verursacht, im weiteren Verlauf dann weitere Organe.
Die Anzeichen der Sommerhitze sind gleich die der Hitze, mit dem Unterschied, dass diese nur in den Sommermonaten auftritt. Es gibt jedoch keinen Akupunkturpunkt, desen Wirkrichtung explizit auf die Sommerhitze benannt ist. Daher wird sie betrachtet und auch behandelt wie die "Hitze".
Schülerfrage zu Innen und Außen:
Ich kann mir vorstellen wie eine Unterkühlung auf das Yang wirkt, aber wenn die Unterkühlung länger anhält oder sehr extrem ist dringt sie zum Yin vor.
Meine Frage ist nun wie wirkt sich das auf das Yin aus. Yin mobilisiert ja das Yang. Daher würde ich daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass das Yin durch die Unterkühlung unterstützt und nicht geschädigt wird...
Wir haben geantwortet:
Ziel ist ein "Gleichgewicht" zwischen Yin und Yang. Durch die Unterkühlung haben wir zwangsläufig weniger Yang, somit haben wir mehr Yin. Natürlich fühlt sich das Yin an sich in der Unterkühlung wohl. Wird aber dadurch immer passiver, weil der aktivierende Partner "Yang" fehlt. Diese Aktivierung benötigt aber das Yin um seine Funktion aufrecht zu erhalten, das Yang zu nähren.
Beispiel: Denken wir mal an uns selbst, wenn uns kalt ist. Was tun wir? Unser Körper (= Yin / Stofflichkeit) versucht sich zu bewegen (= Yang aktivieren). So, jetzt wird es aber (aus welchem Grund auch immer) immer kälter. Unsere Unterkühlung wird immer heftiger (der Mangel an Yang immer größer). Wie verhalten wir uns dann? Eigentlich müssten wir weiterhin in Bewegung bleiben, was uns auf Dauer aber nicht möglich ist. Wir werden immer passiver und steifer, wir werden immer mehr Yin. Was ich damit sagen möchte: Ein intaktes Yin ist immer abhängig von einem intakten Yang. Für ein gesundes Gleichgewicht müssen beide Partner funktionieren.
Schülerfrage zu Xue-Mangel:
Xue Mangel gilt als generell chronisch, was wären akute Krankheitszustände oder gibt es die nicht? Meine Idee wären z.B. akuter Blutverlust, also Blutungen oder Sonnenbrand. Wäre eine Gelenkverletzung ein akuter Xue Mangel?
Wir haben geantwortet:
Der Xue-Mangel ist tatsächlich chronisch und resultiert aus einer Schwäche (Leere) des FK Milz/Pankreas. Natürlich ist Blut auch Xue und bluten wir, verlieren wir natürlich Xue. Blutungen sind jedoch die Folge von Verletzungen, welche in der TCM als Qi-Blockade/Stagnation einordnet. Sprich: Das Qi kann das Xue nicht mehr "geregelt" weitertransportieren. Es tritt aus dem Körper aus. Selbiges bei einer Gelenkverletzung. Hier ist die "Verletzung" (Qi-Blockade) auch ursächlich. Tritt aufgrund dieser Verletzung evtl. Gelenksflüssigkeit aus, spiegelt das den Fall einer Blutung. Anders sieht es bei einer chronischen Gelenksentzündung aus, die in der Regel im späteren Verlauf mit einer Reduzierung der Gelenksflüssigkeit einhergeht. Das wäre dann ein typischer Xue-Mangel.
Schülerfrage zu Kälte Symptome:
Sind die Symptome der "Äußeren Kälte" identisch mit denen der "Innere Kälte"?
Wenn nein, was sind die Symptome der "Inneren Kälte"?
Wir haben geantwortet:
Die Symptome sind insoweit gleich. Unterschied ist:
Äußere Kälte = akute Erkrankung
Innere Kälte = chronisches Stadium
Schülerfrage zur Bauenergie:
Was ist die Bauenergie und wenn sie dort gespeichert wird, woraus ist sie entstanden? Entstammt sie der Nahrung? Ist sie ein Abkömmling des (Milz)Qi?
Wir haben geantwortet:
die Bauenergie entsteht durch das nachgeburtliche Jing, für das der Funktionskreis Milz/Pankreas zuständig ist.
Schülerfrage zu Tiertypen:
Wie helfen die Tier Typen bei der Diagnose und Therapieauswahl?
Wir haben geantwortet:
Die Berücksichtigung des Tiertyps ist nur ein Puzzleteil in der ganzheitlichen Diagnose. Tiertypen neigen je nach Typ zu bestimmten Krankheitsbilder. Dies kann bei der Diagnose hilfreich sein.
Schülerfrage zu Augenausfluss:
Bezeichnet man schleimige Absonderungen aus den Augen auch als substanzhaften Schleim?
Wir haben geantwortet:
ja, alle "schleimigen Absonderungen" werden als substanzhaften Schleim eingeordnet. Je nach Erscheinungsbild der Absonderung (hell = Kälte, eitrig/entzündlich = Hitze) können weitere Unterteilungen getroffen werden.
Schülerfrage zu Verhaltensauffälligkeiten:
Unterscheidet man Verhaltensauffälligkeiten die durch Menschen gemacht sind und solche die in der Natur des Tieres liegen? Würde man unterschiedlich an die Behandlung heran gehen?
Wie würde man ein unter dem Reiter unruhiges Pferd ein ordnen das am Boden schon Vertrauen zeigt.
Wir haben geantwortet:
Natürlich kommt es in der Praxis immer mal wieder vor, dass der Mensch/Tierbesitzer sich als der "pathogene Faktor" herausstellt. Nun können wir diesen (leider;-) nicht komplett eliminieren, sondern versuchen ein Gespräch mit ihm zu führen. Anderseits befindet sich jedoch das Tier in einem Ungleichgewicht. Dieses behandeln wir selbstverständlich mittels Akupunktur. Für einen vollständigen Erfolg der Behandlung legen wir dem Besitzer zusätzlich ans Herz, dass er auch sein Verhalten gegenüber dem Tier ändern muss.
Allgemein zu Verhaltensauffälligkeiten: Man unterscheidet selbstverständlich in der Art des Tieres natürliches Verhalten (welches nicht krankhaft ist) gegenüber einem unnatürlichen Verhalten.
Schülerfrage zum Jing Mangel:
ich habe eine Frage zu der Aussage, dass man das Jing verlieren kann.
Durch was kann das passieren und hat das irgendwelche Einflüsse auf das energetische Gleichgewicht?
Wir haben geantwortet:
Ein natürlicher Verlust des Jing erfolgt durch das Alter.
Das Jing kann man jedoch auch verlieren durch ungenügende Zufuhr der Nach-Himmels-Essenz
Schülerfrage zu Überschuss an Yin:
Wie kann ich mir Yin im Überschuss vorstellen und im Vergleich zu Yin- Leere?
Wir haben geantwortet:
Es gibt keinen eigentlichen Yin-Überschuss.
Es gibt nur einen Yang-Überschuss. Das Yin kann nur in relativer Fülle erscheinen bei einem gleichzeitigen Yang-Mangel.
Anders als bei der "Yang-Fülle", die überschießend ist, gibt es keinen "echten" Yin-Fülle-Zustand, sondern das Yin kann nur "relativ" in Fülle erscheinen, wenn ein "Yang-Mangel" vorliegt.
Nehmen wir zwei Gläser gefüllt mit Wasser. Das eine Glas ist unser Yin, das andere Glas unser Yang. Das "Gleichgewicht" sagen wir mal liegt bei 0,5 Liter und beide Gläser sind bis zu diesem Eichstrich gefüllt. Nehmen wir jetzt einen großen Schluck aus dem "Yang-Glas", stellen wir fest, dass wir nun zu wenig Yang haben - wir haben also einen "Yang-Mangel" verursacht. Durch diesen "Yang-Mangel" erscheint das Yin jetzt in einer relativen Fülle - wobei dies keine "echte" Fülle ist, da das Yin sich immer noch am Eichstrich (0,5 Liter) befindet. Nun müssen wir in einem solchen Fall aufpassen, dass wir nicht das Yin reduzieren um ein Gleichgewicht zu schaffen, sondern das Yang stärken (auffüllen, tonisieren). Denn würden wir das Yin reduzieren, haben wir zwar ein künstliches Gleichgewicht geschaffen, welches aber unter dem natürlichen Gleichgewicht des Tieres liegen würde.
Jede Erkrankung greift immer zuerst das Yang an. Das Yin wird erst im chronischen Verlauf einer Erkrankung geschädigt. Daher kann das Yin nicht "überschießen", es ist immer erst sekundär betroffen.
Schülerfrage zum pathogenen Faktor Wind:
Durch äußerem Wind kann Fieber entstehen. Kann dadurch dann innerer Wind entstehen? Ich meine ob äußerer Wind inneren Wind auslösen kann?
Wir haben geantwortet:
Äußerer Wind kann den inneren Wind auslösen, wenn der äußere Wind zu stark ist bzw. zu lange anhält. Der äußere Wind greift in erster Linie das Wei-Qi und den FK Lunge an. Schädigt er den FK Lunge im großen Ausmaß, wird diese zu schwach den FK Leber zu kontrollieren (Ko-Zyklus), der dann mit innerem Wind reagieren kann.
Schülerfrage zu Epilepsie:
Ich würde gerne wissen, ob der "innere Wind" nur durch "äußeren Wind" entstehen kann oder auch unabhängig voneinander? Und wenn ja, wodurch?
Würde man epileptische Anfälle, dem "inneren Wind" zuordnen ( aufgrund der Symptome: Krämpfe, Steifigkeit, Spasmen etc.), obwohl diese Symptome als Krankheitsmerkmal beim "Herztypen" aufgeführt wurden?!
Wir haben geantwortet:
der "innere Wind" kann entstehen durch:
- Fülle der Leber
- Xue-Mangel
- hohes Fieber
Herztypen neigen zwar zu epileptischen Anfällen. Der Anfall an sich ist jedoch der pathogene Faktor "innerer Wind".
Schülerfrage zur Organuhr:
Ich habe eine Frage zum Thema Organuhr im Bezug auf die Uhrzeiten. Lt. Organuhr hat z.B. die Niere ihre Maximalzeit von 17-19 Uhr.
Im Bezug auf die Wandlungsphasen ist der FK Niere jedoch der Tageszeit "Nacht" zugeordnet und somit in dieser Zeit am anfälligsten für pathogene Einflüsse.
Anhand der Uhrzeit würde ich hier eher von einer Anfälligkeit des FK Lunge/Dickdarm ausgehen, dem ja der Abend als Tageszeit zugeordnet ist.
Wie ist hier der Zusammenhang zu verstehen?
Wir haben geantwortet:
Die Organuhr hat nichts mit dem Prinzip Yin/Yang - minor/major gemeinsam, sondern gibt Auskunft darüber, wann die Organe mit viel oder wenig Energie durch die Meridiane versorgt werden. Diese Staffelung erfolgt immer in einem 2-Stunden-Takt. Die entsprechenden Zuweisungen der Uhrzeiten sind festgehelten in den alten Schriften der TCM.
Schülerfrage zu den unpaarigen Leitbahnen:
ich habe eine Frage bezüglich der Behandlung von Wind-Kälte bzw. Wind-Hitze.
Es wird erläutert, dass sowohl das Haltenetz Yang, wie auch das Lenkergefäß eine sehr erfolgreiche Anwendung findet. Wovon ist die Entscheidung abhängig, welche Leitbahn geöffnet wird?
Mir stellst sich ebenfalls die Frage, ab wann ich die außerordentliche Leitbahn mit einbeziehe. Gibt es da besondere schweren der Erkrankungen, so dass man sagt, z.B. bei einer Lungenentzündung wäre es sicher notwendig?
Wir haben geantwortet:
Vorab sei angemerkt, dass eine Behandlung ALLER außerordentlichen Leitbahnen nicht willkürlich und nicht regelmäßig erfolgen sollte. Hier sollten wir uns immer vor Augen führen, dass wir auf ein Reservoir der körpereigenen Energien zugreifen. Bei einer akuten "Wind-Hitze" Erkrankung wie z.B. einer Erkältung ist das in den wenigsten Fällen nötig.
Ganz besonders gilt oben genanntes für das Lenkergefäß. Öffnen wir es zu oft oder ohne ersichtlichen Grund, können wir wertvolle Energien auch verschwenden. Es ist richtig, dass man mittels der Öffnung des Lenkergefäßes auch Wind-Hitze vertreiben kann. Es ist aber eine sehr starke "Waffe". Besser sind bewährte Punktkombinationen anzuwenden.
Das Haltenetz des Yang hat einen sehr starken Bezug zu den Ohren. Man könnte es in einem solchen Fall öffnen. Aber auch hier gilt es sich vorher die Frage zu stellen, ob eine Behandlung über eine unpaarige Leitbahn nötig ist oder ob man auf entsprechende Punktkombinationen zurückgreift.
Auf den Punkt gebracht, kommen die außerordentlichen Meridiane dann zum Einsatz, wenn die Akupunkturbehandlung auf den direkten Meridianverläufen nicht ausreichend zum Erfolg führt. Dann kann man darüber nachdenken, ob die Öffnung einer außerordentlichen Leitbahn zum Erfolg führen könnte. Aber definitiv erst dann! Du musst dir immer versinnbildlichen, dass die außerordentlichen Meridiane Energiereserven sind, welche man nicht leichtsinnig verschwenden sollte.
Eine Außnahme stellt jedoch das Gürtelgefäß da. Das Gürtelgefäß ist gerade bei Pferden öfter blockiert. Grund hierfür ist oft die reiterliche Beanspruchung. Das Gürtelgefäß kann/muss deshalb unter Umständen öfter geöffnet werden.
Schülerfrage zu Behandlungstechniken:
Ist es grundsätzlich egal, auf welcher Körperseite die Punkte behandelt werden?
Wenn man davon ausgeht, dass alle Punkte auf jeder Seite zugänglich sind? Oder sollten eventuell, v. a. wenn mehrere Punkte genutzt werden, diese auf beide Seiten verteilt werden?
Wir haben geantwortet:
Als Faustregel gilt nach Möglichkeit die Nadeln gleichmäßig auf beiden Körperseiten verteilen (sofern zugängig). Wenn du jedoch regional eine Stelle behandeln möchtest (z.B. eine Xue-Stase am Vorderbein), dann solltest du hierfür Punkte primär am betroffenen Bein wählen.
Schülerfrage zu Narbenbehandlungen:
Wie oft sollte eine Narbenbehandlung erfolgen? Sind diese bereits nach einer Behandlung "entstört"? Und können dann bei dieser Behandlung direkt Punkte zusätzlich genutzt werden, die zum Krankheitsbild passen?
Wann genau wird eine Narbenbehandlung durchgeführt? Bezieht sich das auf den aktuellen Krankheitsverlauf? Wird "diese" Narbe nur dann entstört, wenn sie auch mit der aktuellen Krankheit zu tun hat und hier die Behandlung beeinflussen würde?
Wir haben geantwortet:
I.d.R. genügt eine einzige Narbenbehandlung zur "Entstörung". Gleichzeitig mit der Narbenentstörung können noch weitere Akupunkturpunkte genadelt werden. Jedoch (je nach Größe der Narbe) sollte man das Tier nicht mit zu vielen Nadeln belasten. Benötigt man für die direkte Narbenentstörung recht viele Nadeln, wäre es besser für die noch zusätzlich benötigten Punkte eine Folgebehandlung zu terminieren.
Grundsätzlich ist es immer von Vorteil, wenn Narben entstört werden. Gerade dann, wenn sie auf oder in Nähe von Meridianverläufen liegen. Natürlich ist nicht immer die Narbe die Ursache einer Erkrankung. Sonst wäre es ja einfach;-). Aber sie sollten trotzdem immer beachtet werden bzw. die Vorgeschichte berücksichtigt werden. Ein Beispiel: Das Tier ist ein chronischer Huster. Er hustet schon seit ca. 3 Jahren. Er hat eine Narbe an der Vorhand. Diese Narbe ist jedoch erst 6 Monate alt. In diesem Beispiel kannst du davon ausgehen, dass die Narbe nicht die Ursache der Erkrankung ist. Man sollte die Narbenentstörung zwar dennoch durchführen, jedoch nicht zwingend in der ersten Sitzung.
Schülerfrage zu Triggerpunkte:
Ein Pferd reagiert auf fast alle Shu-Punkte (Bl 13-28) hat sonst aber keinerlei Auffälligkeiten. Kann ich dann davon ausgehen, dass es sich "nur" um eine Problematik des aktiven Bewegungsapparates handelt? (Knie, Sprunggelenk, Muskel, Bänder... etc?) --> reicht dann ein Le3+Di4 aus?
Wir haben geantwortet:
Wie du es beschreibst, gehe ich von Verspannungsschmerzen im Rücken aus (Leber-Qi-Blockade). Die Punkte Di 4 + Le 3 wären hilfreich. Gut zu kombinieren wären Sie noch mit Bl 40, Bl 60, Bl 10.
Schülerfrage zum Gallenblasenfunktionskreis:
Was ist mit " Sitz der Orientierung " gemeint ?
Es steht, dass der Gallenblasenfunktionskreis der Sitz der Orientierung ist, aber ich kann mir darunter nichts vorstellen. Könnten Sie mir bitte ein Beispiel geben ?
Wir haben geantwortet:
Beispiele wären Schwindel oder auch Koordinationsstörungen im Bewegungsapparat (Motorik).
Solche Krankheitsbilder werden i.d.R. über den FK Gallenblase wie auch FK Herz behandelt.
Schülerfrage zu Tiertypen:
Kann ich bei einem Tiertypen grundsätzlich auf das vorherrschende Yin oder Yang schließen?
Wäre dann Yin oder Yang im Vorherein zu viel oder zu wenig vorhanden?
Wir haben geantwortet:
Das vorhandene Yin und Yang ist dem Typ entsprechend. Vielleicht mit anderen Worten besser ausgedrückt: Mit Akupunktur kannst du keinen Tiertypen verändern, sondern nur die Krankheitsanzeichen behandeln.
Ein Beispiel: Stellen wir uns einen Lebertypen vor. Dieser hat typbedingt eine große Portion an Yang. Dieses Yang kannst du aber dem Lebertypen nicht "wegakupunktieren". Bekommt jedoch der Lebertyp aufgrund seinem ausgeprägten Yang eine Muskelverspannung, so ist diese Muskelverspannung (Leber-Qi-Blockade) sehr gut mittels Akupunktur behandelbar.
Schülerfrage zu krankheitsauslösenden Faktoren:
Kann man sagen, dass "Krankheiten" aus Sicht der TCM IMMER entweder durch die 6 Übel und/oder 7 Emotionen ausgelöst werden?
Gibt es Kombinationen von Krankheitsfaktoren/Krankheitsbildern, die sich sowohl aus endogenen als auch aus exogenen Faktoren zusammensetzen? Wenn ja, was wäre ein Beispiel?
Wir haben geantwortet:
In der Regel ist die Ursache einer Erkrankung aus Sicht der TCM bei den exogenen oder endogenen Noxen (6 Übel / 7 Emotionen) zu suchen. Ausnahme ist jedoch eine Schädigung des JING (vorgeburtliches Qi).
Gerade bei chronischen Erkrankungen liegt oft eine Kombination von körperlichen Symptomen und emotionalen Symptomen vor. Sie müssen jedoch nicht gemeinsame Ursache der Erkrankung sein, sondern körperliche Symptome können emotionale Symptome hervorrufen und umgekehrt. Deshalb ist die ganzheitliche Betrachtungsweise/Diagnose aus Sicht der TCM elementar wichtig. D.h. alle Symptome zu beachten und entsprechend dem richtigen Funktionskreis zuzuordnen.
Schülerfrage zu Nieren-Yin-Mangel:
Wenn wir beispielsweise von einem Nieren-Yin-Mangel sprechen, dann bezieht sich "Niere" IMMER auf den Funktionskreis und NIEMALS auf das Organ, wie wir es aus der westlichen Medizin kennen. Ist das richtig?
Wir haben geantwortet:
Grundsätzlich beschränkt sich die TCM nicht auf die einzelnen Organe, wie wir es aus der westlichen Medizin kennen. Sondern betrachtet das Zusammenspiel und die Aufgabengebiete der Organe im Sinne der Funktionskreise. Gleichwohl ist aber auch das "Organ Niere" ein Teil des Funktionskreies Niere.
Schülerfrage zu den Elementen:
Eine Freundin von mir hat mich was zu den Elementen gefragt und ich konnte ihr leider nicht wirklich auf ihre Frage antworten. Die Frage bezieht eher auf den Menschen als auf Tiere.
Hat es eine Bedeutung wenn man sich zu einem Element hingezogen fühlt? Also man z.B. Feuer sehr gerne mag oder gerne mit den bloßen Händen in der Erde buddelt. Oder auch anders herum wenn man zB Wasser nicht gern mag (schwimmen gehen etc.) oder so wie ich momentan, Metall (besonders wenn es kalt ist) sehr ungern anfasse?
Ich kenne es nur aus der Kinesiologie von mir selbst das ich, wenn ich mich zu einem Homöopathischen Mittel oder einer Bachblüte "hingezogen" fühle oder sie gerne in der Hand halten möchte, das ich es dann brauche. Kann man das so oder so ähnlich auf die TCM übertragen?
Wir haben geantwortet:
Es ist schon richtig, dass man sich zu bestimmten Elementen hingezogen fühlt bzw. sie auch ablehnen kann. Es kann durchaus ein Hinweis auf den entsprechenden Funktionskreis sein. (Beim Tier leider sehr schwer bis unmöglich herauszufinden, da es sich in der Regel um die Interpretation des Tierbesitzers handelt).
Dieser Hinweis ist jedoch nur ein Puzzleteil, welches uns bei der Diagnose hilfreich sein kann. Dieses "Gefühl" oder "Vorliebe" ist jedoch nicht ausreichend ein etwaiges Krankheitsbild zu bestimmen. Hierfür müssen noch viele weitere Symptome beurteilt und eingeordnet werden.
Schülerfrage zu Zustimmungs- und Alarmpunkte:
Es steht, dass die Zustimmungspunkte einen Hinweis auf Störung im FK geben, und die Alarmpunkte sich zur Diagnose von Organerkrankungen eignen.
Weiter steht dann, dass die Zustimmungspunkte in direkter Verbindung mit dem entsprechenden Organ stehen bzw. die Alarmpunkte auf den betroffenen FK hindeuten.
Geben also beide jeweils Hinweise auf den entsprechenden FK und das betroffene Organ?
Oder deutet einer eher auf den FK und der andere auf das Organ hin?
Wir haben geantwortet:
Die Zustimmungspunkte wie auch die Alarmpunkte geben Hinweis auf eine Störung im betroffenen Funktionskreis. Die Zustimmungspunkte stehen in direkter Verbindung mit dem entsprechenden Organ = das musst du dir bildlich vorstellen, wie eine "Schnur/Leitung" zum Organ direkt, was jedoch nicht bedeutet, dass das Organ selbst erkrankt ist.
Aufgrund der Lage der Alarmpunkte, die i.d.R. in der Nähe des betroffenen Organs liegen, kann hier bei Testung mit Druck auf eine evtl. mögliche direkte Organerkrankung geschlossen werden.
Mit anderen Worten:
Zustimmungspunkte + Alarmpunkte: Geben Hinweis auf den betroffenen Funktionskreis
Zustimmungspunkte: Haben eine Verbindung zum Organ direkt
Alarmpunkte: Liegen in der Nähe des betroffenen Organs und können bei Drucktestung auf eine Erkrankung des Organs hinweisen.
Schülerfrage zur Zungendiagnostik:
Die Zungendiagnostik wird vorgestellt, wie sie aus der Humanmedizin übernommen wurde. In wie fern ist diese wirklich auf das Tier übertragbar, resp. dort anwendbar?
Welcher Teil der Zunge wird hier beurteilt? Denn gerade bei Tieren, die nicht auf Kommando die Zunge rausstrecken, liegt ja ein großer Teil der Zunge verbogen, resp. ist schlecht einsehbar.
Woran kann ich die einzelnen Funktionskreise abgrenzen? D. h. wo hört beispielsweise Herz/Dünndarm auf und beginnt Kreislauf/3-Erwärmer?
Welche Sichtbefunde sind auffällig? Farbe, Beläge - ja. Aber was sonst noch? Pusteln? Einkerbungen?
Sorry für die vielen Fragen. Aber mit diesem Thema kann ich noch nicht so viel anfangen. Ich verstehe zwar, was ich lese. Aber mir fällt die Übertragung schwer.
Wir haben geantwortet:
Es ist ganz richtig, dass man die Zungendiagnostik nicht 1:1 vom Mensch auf das Tier umlegen kann. Beim Hund ist es etwas einfacher, bei Katze oder Pferd stellt es sich um einiges schwieriger dar. Was wir aber definitiv erkennen können ist eine "trockene Zunge", "zu feuchte/gedunsene Zunge", "rote Zungenränder" und "Einkerbungen (Landkartenzunge)".
Schülerfrage zu Manifestation des FK Niere beim Hund:
Die äußere Manifestation hat der Funktionskreis Niere ja in der Kopfbehaarung, d. h. beim Pferd Mähne/Schweif. Hier unterscheidet sich die Struktur der Haare, genau wie beim Mensch, deutlich von der Struktur der Körperbehaarung (Fell).
Wie ist das nun beim Hund? Hier sind ja Kopf-/Ruten- und Körperfell von ein und der selben Struktur.
Wir haben geantwortet:
Die Struktur der eigentlichen Haare sind gleich, das ist richtig. Aber dennoch sind in diesen Regionen oft ein Unterschiede zum Körperfell erkennbar. Beim Hund häufig untypisch (rasseuntypisch) wenig Behaarung an der Rute oder Fellveränderungen an Kopf-/Gesichtsregion. Auch nicht alters- oder rassetypische weiße Haare zählen hier zu einem Hinweis auf den FK Niere.
Schülerfrage zur Untersuchung der Triggerpunkte:
Eine Frage zum Abtasten speziell bei Pferden. Sollten die vorher eigentlich geputzt oder ungeputzt sein? Hat das irgendwelche Auswirkungen? Eine Freundin hat mir mal was in die Richtung erzählt .....
Wir haben geantwortet:
Es ist richtig, dass vor der Untersuchung der Zustimmungs- und druckdolenten Punkte das Pferd nicht unmittelbar geputzt werden sollte. Eine ganz weiche Bürste für den Staub ist in Ordnung, jedoch keine Wurzelbürste oder Gummistriegel. Mit letzteren könnte die Durchblutung zu stark angeregt werden und das Ergebnis dadurch verfälscht sein.
Schülerfrage zur Qualifikation der Akupunkturpunkte:
Wenn ein Punkt mehrere Qualifikationen hat, werden dann immer alle "betätigt" oder "ausgelöst", wenn man diesen Punkt akupunktiert oder werden nur die, die der Körper gerade benötigt?
Wir haben geantwortet:
Es wird immer nur die Wirkrichtung(en) ausgelöst, die der Körper benötigt um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Mit anderen Worten: Die Akupunktur ist nicht fähig, ein Ungleichgewicht herbeizuführen. Beispiel: Wenn du einen Punkt nadelst der die Wirkrichtung hat: "leitet Wind aus" und es ist kein Wind vorhanden, dann passiert schlicht und ergreifend nichts. Du führst in diesem Moment auch keinen Wind hinzu.
Schülerfrage zu den unpaarigen Leitbahnen:
Um die 8 unpaarigen Leitbahnen zu aktivieren, muss ich zuerst den Einschaltpunkt und danach den Ankopplungspunkt stechen. Nehmen wir als Beispiel das Konzeptionsgefäß her. Um dieses zu öffnen muss ich zuerst Lu 7 und dann Ni 6 nadeln. Um KG 4 zur Stärkung des Tieres bei chronischen Erkrankungen zu wählen, verstehe ich das richtig dass es der dritte Punkt zum Nadeln wäre, da ich zuerst das Konzeptionsgefäß öffnen/aktivieren muss?
Alleine KG 4 zu nadeln (ohne vorher Lu 7 und Ni 6) hätte auch die gewünschte Wirkung?
Wir haben geantwortet:
es ist nicht nötig die unpaarige Leitbahn zu öffnen um die Wirkrichtung des Punktes KG 4 zu erreichen.
Schülerfrage zu den Europäischen Meisterpunkte:
Wir kennen ja regionale Meisterpunkte und Meisterpunkte. Was sind dann Europäische Meisterpunkte?
Wir haben geantwortet:
Die Europäischen Meisterpunkte wurden nicht durch die alten TCM Schriften übermittelt, sondern beruhen eher auf Erfahrungswerte westlicher Akupunkteure.
Schülerfrage zur Punktauswahl:
Kommt es bei der Auswahl der Punkte, die man für eine Behandlung trifft, darauf an, dass sich die FK ergänzen, sprich nähren oder kontrollieren? Oder kann man die Punkte Querbeet nach der gewünschten Wirkung wählen?
Wir haben geantwortet:
Die Punkte wählt man aus nach den betroffenen Funktionskreisen sowie nach der spezifischen Wirkrichtung des Punktes. Gerade bei chronischen Erkrankungen ist der Sheng-/Ko-Zyklus nicht immer klar erkennbar, da oft mehrere Funktionskreise betroffen sind.
Schülerfrage zum Punkt Lu 11:
Gibt es beim Kleintier kein Lu 11, und wenn ja, wo liegt er dann? Auf den Abbildungen konnte ich ihn nicht finden.
Wir haben geantwortet:
Lu 11 liegt beim Kleintier am medialen Krallenfalz der ersten Zehe. Er eignet sich jedoch nicht sehr gut zur Nadelung, da diese Stelle extrem schmerzhaft ist.
Schülerfrage zu Fülle und Leere:
Woher weiß ich ob ich eine Yin-Leere oder eine Yang-Fülle bzw. überschießendes Yang hab?
Wir haben geantwortet:
Die einfachste Unterscheidung zwischen Yin-Leere und Yang-Fülle (die ja beide Hitzesymptome zeigen) ist:
Yang-Fülle = akut (akute Erkrankung)
Yin-Leere = chronisch (chronische Erkrankung)
Schülerfrage zu Schlaflosigkeit:
Ich habe eine Frage zum Xue-Mangel: wie erklärt sich Schlaflosigkeit aufgrund eines Xue-Mangels?
Wir haben geantwortet:
Die Schlaflosigkeit ist verbunden mit dem Shen (die geistige Kraft), welche ihren Sitz im Funktionskreis Herz hat. Der Funktionskreis Herz ist abhängig von ausreichender Zufuhr des Xue. Ist dies nicht der Fall, wird der Geist unruhig = Schlaflosigkeit.
Schülerfrage zu Jing-Mangel:
Die Manifestation des Nierenfunktionskreises liegt in der Kopfbehaarung. Aufgrund meines Berufes habe ich öfter Rüden kastriert und mir ist aufgefallen, dass diese ziemlich schnell nach der OP ergrauen. Schädige ich damit das vorgeburtliche Jing, da es mit den Geschlechtsorganen zusammenhängt? Oder sieht die TCM möglicherweise eine andere Ursache?
Wir haben geantwortet:
Ja, es ist tatsächlich so, dass eine Kastration den Nierenfunktionskreis beeinträchtigt. Bedenken wir aber, dass eine "übersteigerte sexuelle Lust/Trieb" den Nierenfunktionskreis ebenfalls beeinträchtigt, sollten wir die Kirche im Hinblick auf Kastrationen im Dorf lassen. Mit anderen Worten: Nicht jedes kastrierte Tier ist danach todkrank. Dennoch schwächt es den Nierenfunktionskreis und das Jing und wir können diesen mit Hilfe der TCM stärken/tonisieren.
Schülerfrage zu Tiertypen:
Ich habe Schwierigkeiten mit der Typbestimmung. Ich kann mir nicht herleiten, warum ein Lebertyp Yang ist, wenn die Leber als Speicherorgan Yin ist. Das gleiche gilt für das Herz.
Wir haben geantwortet:
die Typbestimmungen beziehen sich nicht auf die Unterscheidung Speicherorgan/Arbeitsorgan sondern allgemein auf die Wandlungsphasen:
Holz = Leber/Gallenblase = Yang
Feuer = Herz/Dünndarm = Yang
Schülerfrage zu Xue:
Es steht, dass Xue die individualspezifische struktive Energie des Organismus ist.
Was genau bedeutet das?
Wir haben geantwortet:
Struktive Energie bedeutet, dass Xue eine Struktur besitzt. Sie ist also für das Auge sichtbar (Blut, Körpersäfte).
Schülerfrage zum pathogenen Faktor Kälte:
Beim pathogenen Faktor "Kälte" ist beschrieben, dass die Niere die Quelle des gesamten Yang im Körper ist und dass Kälte vor allem die Niere (das Nieren-Yang) in Mitleidenschaft zieht.
Wie kann ich das verstehen? Ich dachte die Niere ist Yin und die Blase Yang :-)
Wir haben geantwortet:
Der Funktionskreis Niere wird zwar dem Element Wasser, also dem Yin zugeordnet, dennoch haben alle Funktionskreise für sich auch einen Yin und Yang-Anteil. So gibt es auch ein Nieren-Yin und ein Nieren-Yang. Dies gilt auch für alle anderen Funktionskreise.
Mit dem gekoppelten Yang-Partner Blase hat dies nichts zu tun. Auch dieser unterteilt sich in ein Blasen-Yin und ein Blasen-Yang.
Schülerfrage zum Funktionskreis Herz:
Wird dem Funktionskreis "Herz" auch eine Körperöffnung zugeordnet? Ich finde dazu nichts.
Wir haben geantwortet:
Als Körperöffnung wird dem FK Herz gleich wie dem FK Niere das Ohr zugeordnet. Diese Zuordnung spielt jedoch beim FK Herz eine untergeordnete Rolle. Mit anderen Worten: zeigt das Tier Veränderungen am Ohr, so legen wir unser Augenmerk auf den FK Niere.
Schülerfrage zu den Zustimmungspunkten:
Was ist die Definition von Zustimmungspunkt, warum heißen die Punkte so? Zu was wird zugestimmt?
Wir haben geantwortet:
Die Zustimmungspunkte haben eine direkte Verbindung zum entsprechenden Funktionskreis. Erhalten wir bei der manuellen Untersuchung dieser Punkte eine Reaktion (=Zustimmung) des Tieres, so zeigt uns dies eine Problematik im dazugehörigen Funktionskreis. Deshalb werden diese Punkte so genannt.
Schülerfrage zu Mangelzustände als Kontraindikation:
Was genau sind z.B. Mangelzustände, die nicht mit Akupunktur behandelt werden können?
Wir haben geantwortet:
Bei diesen Mangelerscheinungen handelt es sich schlicht und ergreifend um Zustände aufgrund Substanzen, die nicht zugeführt werden. In einfachen Worten ausgedrückt: Ein Tier wird "nicht ausreichend" gefüttert oder bekommt minderwertiges Futter. Dieser "Mangel" ist natürlich mit Akupunktur nicht auszugleichen, denn mit der Akupunktur können wir natürlich keine Nahrung zuführen.
Schülerfrage zum Lenkergefäß:
Wenn ich Punkte vom Lenkergefäß nadele, muss ich das Lenkergefäß dann erst öffnen oder spielt das keine Rolle?
Wir haben geantwortet:
Um die punktspezifische Wirkrichtung eines Punktes auf dem Lenkergefäß zu erzielen, muss man nicht zusätzlich auch das Lenkergefäß öffnen.
Schülerfrage zu Erbkrankheiten:
Wie sieht die Sache bei Erbkrankheiten aus? Mir ist schon klar, dass sich das Grundproblem mit Akupunktur genetisch nicht mehr verändern lässt, aber darf man (bzw. ist es sinnvoll) gegebenenfalls die durch die Erbkrankheit bedingte Situation (z.B. schmerzhafte Verspannungen, Disharmonien) mittels Akupunktur erleichtern?
Wir haben geantwortet:
Wie du richtig bemerkt hast, kann das Grundproblem bei Erbkrankheiten nicht beeinflusst werden. Das Erbgut (Gene) sieht die TCM als "vorgeburtliches Qi" welches sich ab Geburt mit dem "nachgeburtlichem Qi" verbindet. "Behandelbar" sind Erbkrankheiten in dem Sinne, dass wir mittels Akupunktur die Möglichkeit haben, das nachgeburtliche Qi zu vermehren und zu stabilisieren. D.h. die Erbkrankheit selbst könnten wir nicht heilen, jedoch können wir mit sehr großem Erfolg die von die beschriebenen Nebenerkrankungen behandeln.
Schülerfrage zur Zang-Fu:
Habe ich das so richtig verstanden: Die Zang-Fu bilden sozusagen die funktionelle Grundlage für alle Körperfunktionen, also auch für die Aufnahme und Verteilung des Qi im Organismus? Sie unterliegen aber gleichzeitig dem Sheng-Ko-Zyklus?
Wir haben geantwortet:
Ja das hast du richtig verstanden und hast deine Frage korrekt selbst beantwortet.
Schülerfrage zur Einteilung der Körperregionen:
Es ist die Rede von oberer und unterer Körperregion. Gibt es da eine konkretere Einteilung? Bsp.: untere Körperregion; Beine bis unterer Rumpf?!
Wir haben geantwortet:
Ja, in etwa so kann man es einteilen. Die TCM zieht keine scharfe anatomische Grenze. Vielmehr beschreibt sie es in ihren Worten so: "Die obere Körperregion ist die von der Sonne beschienene Region, die untere Körperregion ist die, welche im Schatten liegt".
Jedoch ist diese Einteilung nicht zu verwechseln mit dem System des Dreierwärmers, bei dem es den oberen, mittleren und unteren Erwärmer gibt.
Schülerfrage zur Verdauung:
Ich versuche gerade, mir einen genaueren Überblick über die Beziehungen aller Funktionskreise zu verschaffen, die an der Nahrungsverarbeitung beteiligt sind und bin etwas verwirrt.
Wir haben geantwortet:
Am unkompliziertesten erklärt man es wohl damit, dass der Verdauungsvorgang erst bei erfolgter Ausscheidung abgeschlossen ist. Bis zu diesem Akt wird auf dem Transportweg (so wie wir es auch aus westlicher Sicht kennen) immer weiter "gefiltert". Also reine von unreinen Bestandteile getrennt und verwertet. Wichtig ist zu wissen, das der FK Milz dafür zuständig ist, die reinen Anteile aufsteigen zu lassen und zwar zum FK Lunge. Im FK Lunge wird dann daraus das "Zhong Qi" gebildet, wobei der FK Lunge das Xue nicht produziert. Dafür ist der FK Milz zuständig.
Schülerfrage zur gleichzeitigen Medikamentengabe:
Könnte ich eigentlich parallel zur Verabreichung von Medikamenten wie Antibiotika, Kortison eine Akupunkturbehandlung vornehmen, um die energetischen Wirkungen wie Kälte, Feuchtigkeit abzufangen?
Wir haben geantwortet:
Ja, das ist möglich (parallel oder als Nachsorge) und wird in der Praxis sogar recht häufig so gemacht.
Schülerfrage zum Lungentyp:
Hat es einen bestimmten Grund, dass der (mir zumindest aus der sonstigen Literatur) geläufige Lungen-Typ ausgelassen wurde?
Siedeln Sie Kooperations- und Arbeitsbereitschaft bis zur eigenen körperlichen Überforderung und Sachlichkeit eher bei der Milz an?
Wir haben geantwortet:
Die Frage nach dem Lungentyp wird öfter gestellt. Nun ist es so, dass der Lungentyp durchaus seine Berechtigung hat genannt zu werden. Dies aber eher in der Humanakupunktur. Der Lungentyp ähnelt sehr stark dem Nierentypen. Nur mit dem Unterschied, dass der Lungentyp weniger Fluchttendenz zeigt. Deshalb wird der Lungentyp hier nicht extra genannt.
Auch die Bereitschaft zu "Gefallen bis zur körperlichen Überforderung (Kooperationsbereitschaft)" wird m.E. dem Nierentypen zugeschrieben (nicht dem Milztypen).
Ebenso dürfen wir nicht vergessen, dass eine alleinige Diagnose nur durch die Beurteilung eines Typen absolut unzureichend ist. Der Tiertyp ist nur ein Puzzleteil zur Diagnosefindung. Es gibt sehr viele Mischtypen und auch Krankheiten können Typen "verschleiern". Oft ist der eigentliche Typ erst nach erfolgreicher Behandlung erkennbar.
Schülerfrage zur Lage der Akupunkturpunkte / Le 3:
Ich habe eine Frage bezgl. der Lage des Punktes Le 3. Auf der Akupunkturtafel, die in den Lernunterlagen enthalten ist, wird dieser Punkt sehr nah am Fesselgelenk dargestellt. In vielen anderen Literaturnachweisen aber viel höher bzw. wird zum Teil auch erklärt, dass der Punkt eben oft mit unterschiedlicher Lage angegeben wird. Gibt es in diesem Fall kein richtig oder falsch? Und wie kommt es, dass ein Punkt so verschieden angegeben werden kann? Und wie steht es mit der Aussage, dass die Lage des Punktes sich in einem "Dreieck gebildet aus dem unteren Rand des Sprunggelenks und der Vena saphena" bestimmt?
Wir haben geantwortet:
Um so mehr Literatur du liest, um so mehr wirst du Punktangaben begegnen, deren Lage Differenzen aufweisen. Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort: Das Meridiansystem wie auch die Lage der Akupunkturpunkte wurden vom Mensch auf das Tier übertragen. Dies machten unterschiedliche Personen zu unterschiedlichen Zeiten (Epochen) mit unterschiedlichen Interpretationen. Es gibt kein richtig und falsch bei diesen Punkten, was sich dadurch bestätigen lässt, das z.B. Le 3 seine Wirkung zeigt, ob er nun unten an der Fessel oder weiter oben behandelt wird. Bei Akuvett liegt er unten an der Fessel und bei einem anderen Lehrmeister evtl. 20cm weiter oben. Wer die Aussage vertritt: "in einem Dreieck gebildet aus dem unteren Rand des Sprunggelenks und der Vena Saphena".... liegt außerhalb meiner Kenntnis;-) Möge er recht haben, solange die gewünschte Wirkung bei der Behandlung des Punktes eintritt ;-)
Mit anderen Worten: mache dich nicht im Vorfeld mit unterschiedlicher Literatur verrückt. Deine spätere praktische Arbeit/Erfahrung wird dir genau zeigen, an welcher Stelle du behandeln musst, damit die gewünschte Wirkung eintritt.
Schülerfrage zur Hitze-Symptomatik:
Inwiefern lassen sich die Tiere bei einer Hitze-Erkrankung schwer untersuchen?
Wir haben geantwortet:
Tiere mit einer Hitze-Symptomatik zeigen sich i.d.R. unruhig, zappelig, lassen sich nicht so gerne berühren. Bei einer Hitze-Symptomatik haben wir ein Übermaß an Yang. Yang bedeutet Aktivität, daraus resultiert die Unruhe, die sich dann gerne zeigt.
Schülerfrage zur Inneren Hitze:
Ein Nieren-Yin-Mangel heizt die Innere Hitze zusätzlich an. Könnten Sie das erläutern?
Wir haben geantwortet:
Wenn ein Nieren-Yin-Mangel vorliegt, dann haben wir einen Mangel an Yin = also es ist weniger Yin als Yang vorhanden. Das Yin kann nun das Yang nicht ausreichend kontrollieren. Es kommt zur "inneren Hitze" aufgrund eines Yin-Mangels.
Schülerfrage zu Geruch / Geschmack:
Ich habe eine Frage bzgl. der Zuordnung Geruch/Geschmack bei den Funktionskreisen. Was genau kann ich darunter vorstellen?
Wir haben geantwortet:
Die Diagnosemöglichkeiten anhand von Geruch/Geschmack sind nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Sie stammen aus der TCM Humanakupunktur und sind aber am Tier nur begrenzt einsetzbar. Beispielsweise fragt man hier in der Human-TCM den Patienten nach Vorlieben eines bestimmten Geschmacks oder Vorliebe/Abneigung gegen bestimmte Gerüche. Diese Aussagen könnten dann Rückschluss auf den entsprechenden Funktionskreis zulassen.
Das ist natürlich in der Veterinär-TCM nicht 1:1 umsetzbar. Dennoch können wir anhand des Geruches einen Rückschluss auf Hitze/Fülle oder Kälte/Leere ziehen. Beispielsweise hat das Tier einen allgemeinen starken Geruch deutet dies auf einen Hitze/Fülle Zustand hin. Ein kaum wahrnehmbarer Körpergeruch hingegen zeigt u.U. einen Kälte/Leere Zustand an.
Schülerfrage zu Bezeichnungen in der TCM (FK Gallenblase):
Wie ist im Bezug zum Funktionskreis Gallenblase die Bezeichnung "Kanzler " und "Sitz der Orientierung" gemeint bzw. zu erklären?
Wir haben geantwortet:
Allgemein drückt sich die TCM sehr "blumig und symbolhaft" aus.
Den Funktionskreis Gallenblase sieht die TCM als "Kanzler" und "Sitz der Orientierung" im Hinblick auf die geistige Klarheit und auf die reibungslosen, kontrollierten und koordinierten Abläufe im Bewegungsapparat. So befinden sich z.B. Akupunkturpunkte auf dem Gallenblasenmeridian, die i.d.R. bei Ataxie, Epilepsie, Schwindel, Koordinationsstörungen....etc. behandelt werden.
Schülerfrage zum Ursprung einer Erkrankung:
Im Kapitel, wo es um Innen und Außen geht, sind Beispiele zur Erstehung der Krankheiten: Pneumonie, Neurodermitis... Bei Neurodermitis ist mir nicht klar, warum sie ihren Ursprung in der Intima hat. Wie erkenne ich, wo welche Krankheit ihren Ursprung haben? Ist das für die Behandlung wichtig?
Wir haben geantwortet:
Du hast absolut recht, dass der tatsächliche "Ursprung" nicht immer klar gedeutet werden kann. Gerade bei chronischen Erkrankungen ergibt oft die eine Erkrankung die nächste Erkrankung.... ein Teufelskreis. Deshalb ist es wichtig, eine ganzheitliche Diagnose zu stellen. D.h. alle für uns erkennbaren Symptome werden wahrgenommen und sortiert und den entsprechenden Funktionskreisen zugeordnet. Tut man dies und man hat auch chronologische Daten zur Verfügung (leider nicht immer vom Tierbesitzer zu beantworten), stößt man tatsächlich auf einen erkennbaren "Ursprung". Aus Sicht der TCM wäre es dann tatsächlich sogar so, dass man nur diesen "Ursprung" behandeln müsste und damit eine ganzheitliche Heilung erreichen würde!
Soweit die "Wunschvorstellung";-) Leider sieht es in der Praxis anders aus, da uns i.d.R. nicht alle Daten schlüssig vorliegen. Also behandeln wir nach der von uns gestellten Diagnose die entsprechenden Funktionskreise. Der "Ursprung" ist dann aus den o.g. Gründen nur sekundär.
Schülerfrage zu Yin und Yang:
Es ist von Yang-Fülle und Yang-Leere die Rede, aber nur von Yin-Leere. Gibt es so etwas wie Yin-Fülle oder -Überschuss nicht?
Wir haben geantwortet:
Es gibt keinen Yin-Überfunktion (Yin-Fülle).
Es gibt nur einen Yang-Überschuss. Das Yin kann nur in relativer Fülle erscheinen bei einem gleichzeitigen Yang-Mangel.
Anders als bei der "Yang-Fülle", die überschießend ist, gibt es keinen "echten" Yin-Fülle-Zustand, sondern das Yin kann nur "relativ" in Fülle erscheinen, wenn ein "Yang-Mangel" vorliegt.
Nehmen wir zwei Gläser gefüllt mit Wasser. Das eine Glas ist unser Yin, das andere Glas unser Yang. Das "Gleichgewicht" sagen wir mal liegt bei 0,5 Liter und beide Gläser sind bis zu diesem Eichstrich gefüllt. Nehmen wir jetzt einen großen Schluck aus dem "Yang-Glas", stellen wir fest, dass wir nun zu wenig Yang haben - wir haben also einen "Yang-Mangel" verursacht. Durch diesen "Yang-Mangel" erscheint das Yin jetzt in einer relativen Fülle - wobei dies keine "echte" Fülle ist, da das Yin sich immer noch am Eichstrich (0,5 Liter) befindet. Nun müssen wir in einem solchen Fall aufpassen, dass wir nicht das Yin reduzieren um ein Gleichgewicht zu schaffen, sondern das Yang stärken (auffüllen, tonisieren). Denn würden wir das Yin reduzieren, haben wir zwar ein künstliches Gleichgewicht geschaffen, welches aber unter dem natürlichen Gleichgewicht des Tieres liegen würde.
Schülerfrage zur Untersuchung der Shu Punkte:
Es heißt, dass die Shu Punkte bei Hund und Katze nicht wirklich aussagekräftig sind.
Die Praktiker sagen aber, dass die Punkte auch beim Hund gut ansprechen und eventuell erst das Gürtelgefäß geöffnet werden kann / sollte
Wir haben geantwortet:
Selbstverständlich werden die Shu Punkte auch beim Kleintier untersucht und getestet. Mit "nicht so aussagekräftig" ist gemeint, dass die "Abwehrreaktion/Schmerzempfindlichkeit" bei einem Hund/Katze viel geringer/subtiler ausfällt. Man muss hier als Therapeut sehr aufmerksam sein. Die Reaktionen bei einem Pferd sind deutlicher/heftiger und gut zu erkennen. Das liegt daran, dass Pferde Fluchttiere sind. Bei einem Hund ist diese Reaktion manchmal nur ein "Stocken der Atmung oder ein Schmatzen". Dass ein Hund tatsächlich bei der Testung jault oder fipst, kommt selten vor.
Schülerfrage zu Milbenbefall:
Bei der Indikation "Hauterkrankungen" wollte ich das Thema Pilz/Milben-Befall ansprechen, würden Sie ein Pferd mit solch einer "Problematik" behandeln, wenn ja, bis zu welchem Punkt?
Wir haben geantwortet:
Also sagen wir mal so, wenn du alle Milben mit den Nadeln triffst, ist das Problem auch mit Akupunktur gelöst ;-)
Nein, Spaß beiseite. Bei Milbenbefall können wir das Immunsystem (Wei-Qi / FK Lunge) auf jeden Fall mittels Akupunktur stärken. Je nach Stärke des Befalls ist aber eine äußerliche Behandlungsmethode (z.B. Waschung) oft zusätzlich angebracht. Selbiges auch bei einem Pilzbefall.
Schülerfrage zu Verhaltensauffälligkeiten:
ist Stereotypie beim Pferd ein Aspekt, der in der TCM eine Rolle spielt, resp. gibt es dazu einen Therapieansatz?
Wir haben geantwortet:
Ich vermute du meinst hier "Zwangsstörungen" bzw. Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. Weben oder Koppen? Nun, man muss sich das Verhalten genau ansehen. Meist ist es aber der pathogene Faktor "innerer Wind", den man in der Therapie ausleiten sollte.
Schülerfrage zu Triggerpunkte Knie:
Triggerpunkte: Knie Pferd Bl 36/37/38.
Sollten diese Punkte nacheinander oder möglichst gleichzeitig auf Schmerzhaftigkeit geprüft werden?
Wir haben geantwortet:
es gibt eine bestimmte Technik des Untersuchungsgangs. Die meisten Punkte werden nicht punktuell geprüft sondern in einer Linie "abgefahren". Für das Knie müssen dann alle drei Punkte reagieren. Diese Punkte werden dann von oben nach unten in einer Bogenlinie mit gleichbleibenden Druck abgefahren.
Schülerfrage zum Lebermeridian:
Laut Atlas verläuft Lebermeridian an der Innenseite des Hinterbeins Le 1-Le 9. Dann sind Le 13 und Le 14 abgebildet auf der Aussenseite des Bauches. Wo liegen die Punkte Le 10-12? Gib es sie überhaupt und wenn ja, von welcher Bedeutung sind sie?
Wir haben geantwortet:
Die Punkte gibt es, sie liegen anatomisch jedoch so ungünstig (tief in der Falte der Innenschenkel entlang des Euters bzw. der Hoden), dass es an dieser Stelle so gut wie unmöglich und sehr schmerzhaft ist zu nadeln.
Schülerfrage zu Netz- und Muskelleitbahnen:
Unterteilung der Meridiane in 12 "Netz- und Muskelleitbahnen".
Was ist mit diesen beiden Begriffen gemeint?
Wir haben geantwortet:
Das sind Leitbahnen, welche die Meridiane innerlich untereinander verbinden. Diese besitzen aber keine eigenen Akupunkturpunkte und sind deshalb für die Therapie nicht sehr relevant.